Erstellung von Museumsrichtlinien für den Umgang mit sozialen Medien


In vielen Museen findet man passionierte Mitarbeiter, die begriffen haben, welch wichtige Rolle soziale Medien in der Museumsarbeit spielen können, die jedoch Mühe haben, die Museumsleitung, Entscheidungsgremien oder die zuständigen Ortsbehörden davon zu überzeugen, sie diese Arbeit fortsetzen zu lassen.

Richtlinien für die Arbeit mit sozialen Medien sind eine Möglichkeit, um Skeptiker zu überzeugen, indem Sie ihnen zeigen, dass Sie alle mit sozialen Medien verbundenen Risiken bedacht haben und klare Grenzen für die Beteiligung der Museumsmitarbeiter auf diesen Websites definieren.

Ein weiterer Grund für die Erstellung von Richtlinien für die Arbeit mit sozialen Medien könnte sein, dass eine wachsende Anzahl an Mitarbeitern in Ihrem Hause an der Arbeit mit sozialen Medien beteiligt ist und diese Aktivitäten zunehmend dezentralisert werden, so dass Sie klare Richtlinien für das gesamte Museum vorgeben müssen.

Wenn Sie gerade erst begonnen haben, soziale Medien für Ihr Museum zu nutzen und Sie nicht von der Leitung unter Druck gesetzt werden, dieser Arbeit einen formalen Rahmen zu geben, dann brauchen sie vermutlich keine Richtlinien, doch wenn Sie sich mit den Möglichkeiten sozialer Medien vertraut gemacht haben, ist es durchaus sinnvoll, Ihre Erkenntnisse weiterzugeben, indem Sie Richtlinien für Ihre Institution erstellen.

Im Allgemeinen umfassen Richtlinien:

- Einen Überblick über die Ziele, die das Museum mit seiner Arbeit in sozialen Netzwerken verfolgt;

- Genehmigungsverfahren und Kontaktpersonen;

- Regeln zur privaten Nutzung von sozialen Medien;

- Sprachebene für Äußerungen im Namen des Museums;

- Kennzeichnung von Bildern und urheberrechtliche Fragen;

- Darstellung der Markenzeichen des Museums in sozialen Netzwerken;

- Umgang mit Beschwerden;

- Ein Verzeichnis aller sozialer Netzwerke, in denen das Museum aktiv ist;

- Messung des Erfolges.

Ihre Richtlinien für den Umgang mit sozialen Medien sollten ein lebendiges Dokument sein, das regelmäßig geändert wird, um der Entwicklung des Museums bei der Nutzung sozialer Medien Rechnung zu tragen.

Die Richtlinien für den Umgang mit sozialen Medien des schottischen Landesmuseums und diese Liste mit Richtlinien für den Umgang mit sozialen Medien in gemeinnützigen Einrichtungen bieten wertvolle Anregungen für die Gestaltung eines solchen Dokuments.

Erstellung eines Redaktionsplans für die Museumsarbeit mit sozialen Medien


Den Auftritt Ihres Museums in einem sozialen Netzwerk auf den neuesten Stand zu bringen, mag wie eine kaum zu bewältigende Aufgabe erscheinen, zumal Sie allein für regelmäßige Updates bei Twitter und Facebook etwa eine halbe Stunde in Ihrem ohnehin schon vollen Tagesplan erübrigen müssen.

Eine Möglichkeit zur Lösung dieses Dilemmas ist die Erstellung eines Redaktionsplans, der Ihnen erlaubt, die Inhalte, die Sie posten wollen, für eine Woche oder vielleicht sogar einen ganzen Monat im Voraus zu planen.

Jesse Ringham, Manager für digitale Kommunikation am TATE, sagte mir: „Wir halten wöchentliche Besprechungen ab, bei denen Vertreter der Presse- und Marketingabteilungen sowie Mitarbeiter der Besucherbetreuung mit dem Team für digitale Kommunikation zusammenkommen, um zu besprechen, was in der vergangenen Woche gut aufgenommen wurde und was als Nächstes ansteht und so die kommende Woche planen. Das bedeutet, dass Sie jeden Tag wissen, was zu tun ist und es lässt Ihnen mehr Zeit, um auf Tweets oder Facebook-Beiträge von Besuchern zu antworten.

Ein Redaktionskalender ersetzt zwar keine Antworten der Redaktion auf Tweets und Facebook-Kommentare, doch kann er als roter Faden für Ihre Aktivitäten in sozialen Medien dienen und so sicherstellen, dass Ihr Publikum neue und interessante Inhalte vorfindet, auch wenn Sie viel zu tun haben.

Tatsächlich ist es am besten, einen solchen Plan in kurzen wöchentlichen Besprechungen zu erstellen, wie Jesse es für das TATE beschrieben hat. Damit bieten Sie Leuten aus allen Bereichen Ihres Museums ein Forum, in dem sie Vorschläge einbringen können. Der Inhalt sollte sich am Gesamtziel Ihrer Präsenz in sozialen Netzwerken und dem Publikum des jeweiligen Netzwerks orientieren.

EineRedaktionsbesprechung bringt nicht nur verschiedene Stimmen aus Ihrer gesamten Institution zusammen, darüber hinaus sollte dieser Rahmen auch eine Gelegenheit bieten, die notwendige Arbeit auf mehrere Mitarbeiter zu verteilen.

Manche Aktivitäten wie das Schreiben von Blog-Einträgen sind besonders anspruchsvoll und es ist ausgesprochen wichtig, dass die Aufgabe, solche Inhalte zu produzieren, nicht einem einzigen Mitarbeiter aufgebürdet wird, nicht nur wegen des Zeitaufwandes, sondern auch, weil die Qualität besser wird, wenn eine Reihe verschiedener Stimmen und Ansichten vertreten sind.

Skizzieren Sie die Inhalte, die Sie jeden Tag in Ihren sozialen Medien veröffentlichen wollen und versuchen Sie, regelmäßige Programmpunkte einzuführen, um sich das Leben etwas leichter zu machen. Es ist völlig in Ordnung, einen Teil Ihrer auf Facebook veröffentlichten Inhalte auch bei Twitter einzustellen und umgekehrt.

Manche Museen nutzen eine webbasierte Kalendersoftware wie z.B. Google Calendar, um ihre Planung für ihre sozialen Netzwerke mit Kollegen zu teilen. Das ist besonders praktisch, wenn mehrere Mitarbeiter an der Umsetzung des Redaktionsplans in verschiedenen sozialen Medien beteiligt sind.

Wenn der Plan erst einmal steht, kann über eine Website wie Hootsuite der Zeitpunkt für automatische Updates festgelegt werden. Das ist ausgesprochen praktisch für die Aktualisierung Ihrer Seite an Wochenenden.

Eine Social Media-Redaktionssitzung kann auch gleichzeitig ein Forum für organisatorische Fragen sein; so können zum Beispiel Hashtags für eine Ausstellung oder eine Veranstaltung festgelegt werden, die auch in den entsprechenden sozialen Netzwerken verwendet werden.

Wie gestaltet Ihr Museum die Planung seiner Aktivitäten in sozialen Netzwerken? Bitte nutzen Sie das Kommentarfeld, um uns Ihre Gedanken dazu mitzuteilen.

Messung des Erfolges in sozialen Medien


Obwohl es verführerisch ist, sich allein von der Zahl der Menschen beeindrucken zu lassen, die Ihrem Museum auf Twitter oder Facebook folgen, ist es wichtig, sich nüchtern Rechenschaft darüber abzulegen, warum Sie soziale Medien einsetzen.

Besucherbindung hat mehr mit Qualität als mit Quantität zu tun – eine überschaubare Anzahl an Fans, die Ihre Materialien auf Facebook “teilen”, weist auf eine bessere Einbindung des Publikums hin als eine Vielzahl an Besuchern, die ein einziges Posting auf Ihre Pinnwand schreiben und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Starbucks und CocaCola sind die besten Beispiele für riesige Facebook-Gruppen mit geringer Einbindung.

Zu Beginn jedes Projekts im Bereich der sozialen Medien sollten Sie überlegen, welche Ziele Sie verfolgen; diese Ziele sind der Maßstab für Ihren Online-Erfolg, und nicht, wie beliebt Ihre Einrichtung zu sein scheint.

Es gibt harte und weiche Kriterien für die Feststellung von Erfolgen. Zu den harten Kriterien zählen beispielsweise standardisierte Web-Metriken wie

• Besucherzahlen und Empfehlungen

• Zahl der Suchbegriffe

• Auswertung von Statistiken zur Entwicklung effizienterer Methoden

• Zahl der Abonnenten, Fans und Freunde

Dank dieser harten Metriken ist die Erfassung der Rentabilität bei sozialen Medien sehr viel einfacher als bei traditionellen Medien; beispielsweise ist es so gut wie unmöglich zu erfassen, wieviele Menschen auf ein Zeitungsinserat reagieren.

Den möglichen Einfluss sozialer Medien auf die Öffentlichkeit im weiteren Sinne zu erfassen und festzustellen, wie viele Menschen, die online mit Ihnen interagieren auch das Museum in der realen Welt besuchen, ist zwar etwas schwieriger, jedoch keineswegs unmöglich.

2009 bot das TATE seinen Facebook-Fans einen Gutschein für einen ermäßgten Eintritt zu einer Ausstellung des britischen Künstlers Chris Odofi an. Dieser Gutschein wurde von über 10.000 Menschen eingelöst, was einen direkten Zusammenhang zwischen dem Publikum, das per Facebook mit der Gallerie interagierte und den eintrittzahlenden Ausstellungsbesuchern sichtbar machte.

Neben dem Einsatz von Tools wie Gutscheinen zur Messung der Effektivität Ihrer Aktivitäten in sozialen Medien sollten Sie auch entsprechende Fragen in Ihre jährliche Besucherbefragung aufnehmen, um herauszufinden, ob Ihre Zielgruppen Webseiten wie Facebook und Twitter nutzen und ob sie wissen, dass Ihr Museum dort präsent ist.

Messen Sie auch die Qualität Ihrer Interaktionen. Wenn Sie beispielsweise auf Facebook eine Frage stellen, wieviele Leute antworten und – was schreiben sie? Facebooks Analyse-Tool Insights gibt Ihnen die nötigen Mittel in die Hand, um zu messen, wieviel Interaktion tatsächlich rund um Ihre Inhalte im sozialen Netzwerk stattfindet.

Sie sollten auch nicht nur darauf achten, was die Menschen Ihnen direkt mitteilen, sondern jede Erwähnung Ihres Museums in sozialen Netzwerken beobachten und sowohl positive als auch negative Reaktionen aufzeichnen.

Warum messen?

Soziale Medien wirken zwar auf den ersten Blick leicht wie kostengünstige Ressourcen, doch es kann viel Zeit kosten, dies Plattformen zu verwalten und Sie müssen unter Umständen Ihre Aktivitäten rechtfertigen, besonders wenn Ihre Geschäftsführung die Nützlichkeit dieser Aktivitäten bezweifelt.

Die Messung der Reaktionen auf Ihre Museen und Ihre Aktivitäten in sozialen Netzwerken ist auch wichtig, um Fortschritte und Erfolge festzuhalten und daraus zu lernen – Sie werden niemals genau wissen, ob das, was Sie tun, irgendwelche Auswirkungen hat, wenn Sie keine Aufzeichnungen darüber haben.

Ich meine auch, dass Museen soziale Medien mit enormem Erfolg einsetzen können und dass diese Erfolge aufgezeichnet werden sollten, um den Zeitaufwand bei der Betreuung dieser Websites zu rechtfertigen.

Wie messen Sie Ihren Erfolg in sozialen Netzwerken?

Offener Brief an Museumsdirektoren, die keine soziale Medien nutzen wollen


 

„Ich bin nicht bei Facebook und ich meine, dass wir weder Zeit noch Geld für solche Dinge verschwenden sollten.“ Dies sagte ein Museumsdirektor, nachdem ich ein Referat darüber gehalten hatte, wie seine Institution soziale Medien nutzen könnte.

Solche Aussagen habe ich schon öfters gehört und ich erhalte oft E-Mails von Museumsmitarbeitern, deren Vorgesetzten einen ähnlichen Standpunkt vetreten – Leute, die nicht verstanden haben, welches Potential soziale Medien haben.

Deshalb möchte ich mich an all jene wenden, die der Meinung sind, dass soziale Medien für unseren Sektor irrelevant sind und Ihnen erklären, warum sie unrecht haben:

1.Dass Sie nicht bei Facebook sind, heißt noch lange nicht, dass Ihre Besucher es auch nicht sind. Untersuchungen in Großbritannien und Nordirland haben beispielsweise gezeigt, dass 79% aller Menschen in sozialen Netzwerken aktiv sind. Ob Facebook, Twitter, Youtube oder auch Ihre eigene Homepage für Ihr Publikum von Bedeutung sind, können Sie nur herausfinden, indem Sie Ihre Besucher fragen.

2.Wenn Sie sich einmal die Zeit nehmen, um diese Webseiten anzusehen, werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass die Menschen über Ihr Museum reden. Indem Sie diese sozialen Netzwerke ignorieren, ignorieren Sie auch die Meinungen Ihrer Besucher vor Ort und damit die Chance, darauf zu reagieren und Ihr Angebot auf der Grundlage dieser Rückmeldungen zu verbessern.

3. Soziale Medien können ein großartiges Marketing-Tool sein. Das TATE macht zwar im großen Rahmen Werbung, doch Facebook ist seine zweitgrößte Quelle zur Generierung von Zugriffen auf seine Website. Nebenbei ist dies auch deutlich billiger als eine Plakatkampagne in den Londoner U-Bahnen.

4. Soziale Medien sollten nicht nur als reines Marketing-Tool betrachtet werden. Diese Webseiten und Angebote haben das Potential, die Arbeit von Museen auf vielfältige Weise zu unterstützen, sie können unter anderem zu Marktforschungs-Mittelbeschaffungs- und Bildungszwecken eingesetzt werden oder auch zur Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Schaffung von Inhalten.

5. Soziale Medien wie Facebook und Twitter schaffen Gemeinschaften, die sich um Marken, gemeinsame Interessen und Orte gruppieren. Für Museen können sie als äußerst effiziente Plattformen zum Aufbau des Dialogs mit der eigenen Community dienen.

6.Viele Museumsmitarbeiter nutzen Twitter und dieses soziale Netzwerk bietet die Möglichkeit, mit Kollegen in Kontakt zu kommen und mehr darüber zu erfahren, wie andere Institutionen arbeiten.

7. Soziale Medien bieten selbst der kleinsten Kultureinrichtung die Chance, mit anderen aus dem selben Sektor zusammenzuarbeiten, um Museen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und unsere Angebote institutionsübergreifend bekanntzumachen. Suchen Sie nach #Kulturthemen, um herauszufinden, was die Museums-Community in diesem Monat in den sozialen Netzwerken bietet.

8. Soziale Medien geben Ihnen die Möglichkeit, Ihren Besuchern einen Blick hinter die Kulissen zu erlauben, indem Sie Kontakte zwischen der Bevölkerung und den passionierten Experten, die in Ihrem Hause arbeiten, ermöglichen. Eine Aktion mit dem Titel Fragen Sie einen Kurator“ sorgte im September 2011 für über 10.000 Twitter-Beiträge; die meisten Fragesteller sagten, sie beabsichtigten, die Einrichtungen zu besuchen, die sich die Zeit genommen hatten, um ihre Fragen zu beantworten.

9. Zahllose Museen und Gallerien nutzen diese Websites auf sehr effektive Weise. Fragen Sie Ihre Kollegen, wie soziale Medien ihre Arbeit verändert haben oder schauen Sie sich an, auf welche Weise sie Twitter, Facebook, YouTube und Flickr nutzen.

10. Probieren Sie soziale Medien einfach aus, ein Versuch ist nicht sehr aufwändig und Sie werden diese lebendigen Gemeinschaften, die sich in einer Nische auf diesen Webseiten zusammengefunden haben, sicher sehr inspirierend finden.

Das Publikum ist tot – es leben die Teilnehmer


Das Publikum steht im Mittelpunkt vieler Aktivitäten von Museen; Besucherumfragen und die Segmentierung der Zielgruppen haben im Laufe des vergangenen Jahrzehnts unser Verständnis für die Menschen, die durch unsere Türen kommen, vertieft.

Mit Blick auf die Empfänger einer Darbietung oder einer Dienstleistung ist „Publikum“ vielleicht nicht die passendste Wortwahl, um den modernen Museumskunden zu beschreiben. Diese Menschen, führen in zunehmendem Maße digitale Leben, in denen sie nicht Zuschauer, sondern aktive Teilnehmer sind, die in aufsuchende Programme und Projekte gut eingebunden sind.

Es ist zwar nicht anzunehmen, dass der Gebrauch des Wortes “Publikum” aus der Mode kommt, doch ich meine, dass es hilfreich wäre, die Menschen, die entweder auf digitalem Wege oder durch den Besuch unserer Veranstaltungen mit uns interagieren, als Teilnehmer zu betrachten.

Ob Sie eine neue Ausstellung, eine Website oder eine Marketingstrategie planen, wenn Sie darüber nachdenken, wie Sie das Interesse der „Teilnehmer“ anstelle des „Publikums“ Ihres Museums wecken können, wird sich Ihre Einstellung ändern.

Teilnehmerorientiertes Marketing

Im Februar 2011 lancierte eine Gruppe von Museen und Gallerien im englischen Yorkshire eine Marketingkampagne, um für Kunstsammlungen zu werben, die an 35 Orten im ganzen Land ausgestellt wurden.

Statt mit großen Worten die Kunstwerke in diesen Museen und Gallerien anzupreisen, forderte man die Öffentlichkeit auf, sich an der Kampagne zu beteiligen und Geschichten über ihre Lieblingsgemälde zu schreiben.

Als Anreiz bot die Kampagne Yorkshire’s Favourite Painting dem Gewinner die Gelegenheit, eine Replik eines Gemäldes nach Wahl zu gewinnen. Innerhalb von sechs Wochen nahmen über 400 Menschen an dem Preisausschreiben teil.

Die Teilnehmer schrieben die unterschiedlichsten Geschichten, sie reichten vom bewegenden Bericht einer Mutter, die ein Lowry-Gemälde an ihren in Afghanistan gefallenen Sohn erinnerte, über einen sechsjährigen Jungen, dem ein Gemälde mit Meerjungfrauen ‚wegen der hübschen Damen‘ gefiel, bis hin zu einer Dame, die eine Replik eines Werks ihres Vaters gewinnen wollte, der ein berühmter Künstler gewesen war.

Zwar schrieben 400 Menschen Geschichten, doch noch viele mehr nahmen an der Kampagne teil, indem sie ihre Geschichten in sozialen Netzwerken einstellten, Kommentare dazu schrieben und für Geschichten stimmten.

Die Website zählte Zehntausende Zugriffe, doch die Kampagne hatte noch weitere Resonanz, denn aus den Online-Teilnehmern wurden Besucher in der realen Welt.

Websites für Teilnehmer

Über Facebook und Twitter schaffen Museen Räume, in denen sich die Öffentlichkeit online beteiligen kann, doch die wenigsten Museen haben diese Art der Interaktion in ihre eigenen Websites integriert.

Teylers Museum, das erste und älteste Museum der Niederlande ist ein solcher Fall: Die Website des Museums informiert die Öffentlichkeit über alles, was einen vor einem Besuch interessieren könnte, doch die Öffentlichkeit erhält keine Gelegenheit zu einer sinnvollen Beteiligung. Teylers Museum betreibt jedoch noch eine weitere Website, die in das soziale Netzwerk NING integriert ist. Diese Site überschreitet Barrieren und verleiht dem Museum eine Lebendigkeit, die mit der konventionellen Website nicht möglich ist. Dieses kleine soziale Netzwerk, dem Kuratoren, Partner und Freunde des Museums angehören, steht allen Interessierten offen.

Hermann Voogd vom Teylers Museum erklärt: “Wir nutzen NING, um Teyler-Fans und unseren Mitarbeitern Gelegenheit zu geben, Bilder hochzuladen und Kommentare zum Museum abzugeben.

‘“Uns gefällt die Vorstellung, sowohl eine traditionelle Museums-Website als auch etwas Offeneres zu haben; einen Blog, ein Photoalbum, wo jeder einzelne Mitarbeiter mehr Freiheiten hat. Auf unserer NING-Website macht es nichts, wenn ein Bild nicht gestochen scharf ist oder ein Film etwas laienhaft wirkt.“

Die Regel lautet, nicht zuviel Zeit zu investieren, sondern möglichst viel Wissen über das Museum oder die Sammlungen weiterzugeben.

Mit NING als Plattform hat die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich nicht nur durch Kommentare zu den Inhalten der Museums-Website einzubringen, die Besucher können auch eigene Diskussionen führen und anderen ihre eigene Sicht des Museums mitteilen.

Ich denke, dass schlussendlich alle Museums-Websites dem Publikum Gelegenheit geben werden, sich auf diese Weise zu beteiligen. Dieser Ansatz ist zwar arbeitsintensiver und nimmt mehr Zeit in Anspruch als eine traditionelle Website, und viele haben sicher Bedenken wegen der Ressourcen, die zur Pflege einer solchen Online-Gemeinschaft notwendig sind. Doch wenn ein Museum nicht die Zeit erübrigen kann, um sich (auch online) an Diskussionen mit seinem Publikum zu beteiligen, dann sollte es unbedingt seine Prioritäten überdenken.

Ausstellungen für Teilnehmer

Eine andere Möglichkeit, um unser Publikum als Teilnehmer einzubinden ist die Mitgestaltung von Ausstellungen. Ich glaube, das ist eine große Chance, die Museen erst seit Neuestem erproben.

Diese Art gemeinsamer Gestaltung kann viele Formen annehmen; in einer historischen Ausstellung könnte der Akzent auf Zeitzeugenbeiträgen liegen; Kunstausstellungen könnten nach dem Prinzip des Crowdsourcing unter Mitwirkung der Öffentlichkeit zusammengestellt werden oder man könnte Besucher neue Begleittexte zu Gemälden schreiben lassen.

Ein aktuelles Beispiel liefert CCCB in Barcelona, wo eine Ausstellung der im 20. Jahrhundert entstandenen Arbeiten des spanischen Photographen Josep Brangulí mit einem Projekt ergänzt wird, das typisch für das 21. Jahrhundert ist. Über Barcelonas lebendige Flickr-Gemeinschaft wurden Fotografen der Gegenwart aufgefordert, die Themen der Ausstellung und Josep Brangulìs Werk mit eigenen Arbeiten zu interpretieren. Innerhalb eines Monats gingen über 2000 Beiträge ein. Zu jedem Thema der Ausstellung wird ein modernes Bild neben den Arbeiten Josep Brangulì ausgestellt; außerdem werden sämtliche eingegangenen Arbeiten als Projektion gezeigt.

Hier wurden soziale Medien nicht um ihrer selbst willen eingesetzt, um einem Trend zu folgen, vielmehr wurde die Technologie genutzt, um eine Ausstellung durch die Beteiligung der Öffentlichkeit zu verbessern. Gleichzeitig setzt CCCB Impulse für die Menschen, die sich die Zeit nehmen und sich engagieren, sich eingehender mit den Themen der Ausstellung und der sich wandelnden Welt, die in Brangulìs sowie den modernen Bildern dargestellt wird, auseinanderzusetzen.

Diese Art der Mitwirkung erkennt an, dass die Öffentlichkeit ein Mitspracherecht im Museum hat und dass diese Menschen etwas beitragen können.

Fazit

Der gemeinsame Nenner dieser Formen der Mitwirkung ist, dass sie der Öffentlichkeit ein Mitspracherecht im Museum zugestehen und anerkennen, dass diese Menschen etwas beitragen können, das die Ausstellung oft interessanter macht, als sie es ohne die Beteiligung der Öffentlichkeit wäre.

Vielleicht ist es naiv, anzunehmen, dass die besten Fachkenntnisse stets innerhalb des Museums zu finden sind.

Unsere Zielgruppen sind keine passiven Zuschauer. Sie erwarten zunehmend von Museen, ihnen Mitwirkungsmöglichkeiten zu bieten und dieser Tatsache sollte die Öffentlichkeitsarbeit von Museen Rechnung tragen.

Betrachten Sie die Menschen, die Ihre Ausstellungen besuchen oder online mit Ihnen kommunizieren, nicht als Publikum; denken Sie vielmehr darüber nach, was Sie ihnen als Teilnehmer bieten

Was der iPad für Museen tun kann


Obwohl seit der Einführung der Multi-Touch-Technologie in den ersten iPhones erst wenige Jahre vergangen sind, haben wir uns bereits daran gewöhnt, dass Kommunikationsgeräte die immense Fülle an Informationsressourcen des Internets und seiner Social Media-Netzwerke nahtlos integrieren. Hochentwickelte Interaktionstechnologien sind heute so alltäglich, dass viele von uns sie den ganzen Tag lang bei sich tragen. Und mit dem Vormarsch der Smartphone-Apps können wir es nun als gegeben hinnehmen, dass diese Produkte endlos angepasst und aktualisiert werden können.

Für Museen und Gallerien, die nach neuen und inspirierenden Wegen suchen, um Interaktionen zwischen Besuchern und Sammlungen zu ermöglichen, ist diese Demokratisierung der Technologie vielleicht Segen und Fluch gleichermaßen. Einerseits sind Besucher nicht länger mit Touchscreen-Geräten und Software-Installationen per se zu beeindrucken, doch andererseits haben Museen dank anpassungsfähiger Massenprodukte leichten Zugang zu intelligenterer Hardware für weniger Geld. Noch dazu sind die Besucher oft bereits mit der Hardware-Plattform vertraut und können vielleicht sogar ihr eigenes Gerät benutzen, um auf Multimedia-Elemente von Ausstellungen zuzugreifen oder damit zu interagieren.

Die neuesten Verbraucherprodukte, die sich für den Einsatz in Museen und Gallerien anbieten, sind Tablet-Geräte wie der iPad oder das Samsung Galaxy. Der iPad von Apple spielt als Marktführer hier selbstredend die größere Rolle und obwohl er gerade mal seit einem Jahr auf dem Markt ist, bieten einige Museen ihren Besuchern bereits interaktive Präsentationen von Ausstellungsinhalten mit diesem Gerät an. In manchen Fällen haben Museen für den iPad ausführlichere und umfangreichere Versionen ihrer bereits vorhandenen iPhone-Versionen entwickelt. So hat das American Museum of Natural History eine iPad-Version seiner Dinosaurier-App herausgebracht, ebenso wurde die Dachgarten-iPhone-App des SFMoMA, das eine Tour durch den Skulpturengarten des Museums bietet, für den iPad erweitert.

Das Melbourne Museum dagegen hat anlässlich seines zehnjährigen Bestehens eine eigenständige iPad-App entwickelt. Die kostenlose App mit dem Titel „Please Touch The Exhibit“ nutzt den DIN-A 4 großen Bildschirm und die Schüttelfunktion des Geräts, um Besuchern mit zehn eigens kuratierten Themen aus Wissenschaft und Sozialgeschichte einen Streifzug durch die Sammlung des Museums zu ermöglichen. Ebenso sind die Highlights der Abstract Expression New York Show des MoMA ausschließlich als iPad-App erhältlich. Die AB EX NY-App bietet hochauflösende Bilder ausgewählter Arbeiten, Videos, weiterführende Informationen über Werke und Künstler sowie eine Geschichte von NYC mit einer Multimedia-Karte, auf der Studios, Gallerien, Bars und andere interessante Orte verzeichnet sind.

Einer der wesentlichen Reize mobiler Anwendungen liegt darin, dass sie den Menschen außerhalb der Museumsräume ein ähnlich komplexes Erlebnis wie eine geführte Tour bieten – sei es vor, nach oder anstelle eines Besuchs vor Ort. Ken Forbes, Multimediaproduzent am Dallas Museum of Art drückte es anlässlich der Tate Handheld Conference 2010 so aus: „Wir haben festgestellt, dass eine der am meisten geschätzten Nutzungsmöglichkeiten der Takeaway-Charakter unserer App-Führungen ist. Besucher können beispielsweise einen Teil der Führung ansehen, während sie vor den Objekten stehen, doch sie können auch nach Hause gehen und nach ihrem Besuch eine Vorschau einer Tour ansehen. Es gibt in diesem Bereich viele Applikationen, deshalb ist es wichtig, dass wir auch in der Lage sind, solche Touren anzubieten.“

Bei der im Juli 2010 am Royal College of Surgeons abgehaltenen Konferenz der Museums Association mit dem Titel „All in Hand: Working with Handheld Devices“ kam die Frage auf, ob sich Kultureinrichtungen die Entwicklung mobiler Applikationen leisten können und ob die Einrichtungen hoffen können, dass sich diese Investitionen bezahlt machen. Kurz: Schaffen mobile Führungen Umsätze?

Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, denn jedes Projekt und jedes Museum hat andere Bedürfnisse, Zielgruppen und Budgetbedingungen, doch es ist interessant, dass iPad-Apps im Durchschnitt eine höhere Preisschwelle als iPhone-Apps haben, was vielleicht die höheren Nutzererwartungen an den iPad reflektiert. Obwohl bislang die meisten Museums-Apps für iPads kostenlos angeboten wurden,wäre es auch möglich, den Apple App Store zu nutzen, um mittels multimedialer Angebote Umsätze zu generieren, etwas, das mit traditionellen Gallerie-Kiosksystemen praktisch unmöglich gewesen wäre.

New Media Age berichtet, dass die britische Tageszeitung „The Guardian“ aufgrund des Erfolgs ihrer für den iPad konzipierten Photojournalismus-App „Eyewitness“ nun eine erweiterte, allerdings kostenpflichtige Version plant. Zwar ist Eyewitness nicht dem Museumssektor zuzurechnen, doch es liegt auf der Hand, dass der offensichtliche Reiz qualitativ hochwertiger Multimedia-Produktionen auch für Museen und Gallerien als Einnahmequelle und zur Markenbildung genutzt werden kann.

Insbesondere Spiele mit ausstellungsbezogenen Inhalten könnten eine Einnahmequelle darstellen, wenn sie als eigenständige Anwendungen im App Store vertrieben werden. Jason DaPonte, der frühere Chefredakteur von BBC Mobile sagte dazu auf der Tate Handheld Conference: „ Sie halten Spiele in der Museumsarbeit vielleicht für eher unwichtig, aber Sie sollten diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht ziehen. Wenn Sie sich die App Stores anschauen, sind die beliebtesten Apps – acht oder neun von zehn – immer Spiele. Gehen Sie also dort hin, wo Ihr Publikum ist, schauen Sie sich an, was die Leute tun und wie Sie sie ansprechen können.“

Das Powerhouse Museum in Sydney hat mithilfe von acht iPads ein vollständig Gallerie-basiertes Spiel namens WaterWorx im Ausstellungsraum angeboten. Das ist ein wesentlicher Unterschied zwischen den größeren Tablet-Geräten und für Smartphones konzipierten Multimedia-Inhalten: Tablets sind groß genug, um als Kiosksystem im Museum eingesetzt zu werden, doch gleichzeitig können iPad-Besitzer die App oder das Spiel auch zuhause nutzen. Seb Chan, der Leiter für digitale und soziale Medien und neue Technologien am Powerhouse Museum kündigte an, dass das WaterWorx-Spiel nun erweitert und im App Store angeboten werden soll, um dem Museum als Einnahmequelle zu dienen.

Daher ist es vielleicht doch nicht so schlecht, dass Technologien inzwischen als selbstverständlich hingenommen werden. Vielleicht bedeutet es einfach, dass interaktive Installationen um ihrer Relevanz und ihren Inhalt willen entwickelt werden, und nicht, weil man meint, unbedingt Technologien in den Ausstellungsraum integrieren zu müssen. Silvia Filippini, die leitende Produzentin der digitalen Medienberatung Cogapp schrieb dazu im Blog der Gruppe: Bei mobiler Interpretation geht es nicht um die Technologie, sondern um das Erlebnis für den Besucher und vor allem den Inhalt. Museen sollten sich darauf konzentrieren, eine Geschichte zu erzählen, die Fragen beantwortet, Emotionen weckt, Reaktionen hervorruft, anstelle Technologien um ihrer selbst willen einzusetzen.

Chan schließt sich dieser Sichtweise an, bemerkt aber auch die neue Rolle der Verbrauchertechnologien in der Entwicklung multimedialer Museen: „[WaterWorx] stellt eine explizite Anerkennung der Tatsache dar, dass Computer und Unterhaltungsmedien, auf die Besucher außerhalb des Museums zugreifen können, immer besser oder zumindest nicht schlechter als die Ausstattung der Museen sein werden. Der Einsatz von iPads bedeutet also, sowohl die Aufmerksamkeit des Besuchers als auch den Fokus der Entwicklungsressourcen auf Inhalte und Engagement zu lenken, anstelle Technologien zur Schau zu stellen und das Wettrüsten fortzusetzen.“

Museen und Kommunikation


Mit der sich ausbreitenden Social Media-Welle rücken die damit verbundenen Möglichkeiten – und Realitäten – für Interaktion, Kooperation und Dialog zunehmend in den Mittelpunkt der Diskussion. Nun, da wir alle so leicht miteinander Kontakt aufnehmen können, kann sich der Gedankenaustausch leichter denn je zuvor entwickeln – so lautet zumindest das Versprechen.

Für Museen ist dies eine verlockende Aussicht: Das Angebot gebrauchsfertiger und relativ kostengünstiger Kanäle für den Austausch mit der Öffentlichkeit in Nah und Fern. Doch haben soziale Medien wirklich einen echten Dialog zwischen kulturpflegenden Einrichtungen und der Gesamtgesellschaft bewirkt? Und was bringen Versuche, eine Zwei-Wege-Kommunikation zu fördern, mit sich?

Für viele Museen sind Dialoge und Diskussionen mit Besuchern nichts Neues. Einige größere Institutionen haben bereits eigens „physische“ Räume eingerichtet, um Diskussionsveranstaltungen anzubieten und zu fördern. Das Nature Live Studio des Londoner Natural History Museum und das Dana Centre des Science Museum sind zwei besonders bekannte Beispiele für wissenschaftlich geprägte Dialog- und Diskussionsforen. Das Dana Centre wurde vor acht Jahren sogar eigens geschaffen, um das Interesse Erwachsener am wissenschaftlichem Dialog in einem Umfeld zu fördern, das von der bewusst kinderfreundlichen Ausrichtung des übrigen Museums abgegrenzt ist. Gruppendiskussionen hatten ergeben, dass diese Art des wechselseitigen Dialogs Erwachsene besonders anspricht und ihr Interesse am Science Museum stärken würde.

Internetbasierte soziale Medien scheinen einen noch einfacheren Weg zu bieten, um einen Austausch mit Menschen ins Leben zu rufen, die sich für die Arbeit eines Museums interessieren. Vor allem ermöglichen soziale Medien sowohl kontinuierliche, langfristige Diskussionen als auch einmalige Veranstaltungen zu bestimmten Themen. Doch trotz dieses Potentials werden soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter noch immer überwiegend als Kanäle für Marketing und Public Relations benutzt, wobei sich die Interaktion zwischen der Öffentlichkeit und dem Museum auf gelegentliche Aktionen im Frage-und-Antwort-Stil beschränkt.

Doch ist diese auf Fragen und Antworten beschränkte Kommunikation mit Konversation und Dialog gleichzusetzen? „Damit Kommunikation als Dialog zählen kann, muss unbedingt eine dritte Aussage gemacht werden, um zu demonstrieren, dass beide Seiten ansprechbar sind“, sagt Kevin Bacon, Kurator für Photographien der Royal Pavilion and Museums in Brighton und Hove. „Es ist natürlich großartig, dass soziale Medien für virtuelle Fragestunden und für Marketingzwecke eingesetzt werden, doch es handelt sich dabei letztlich um traditionelle Aktivitäten, bei denen die sozialen Medien weitgehend für die gleichen Ziele wie in der Vergangenheit eingesetzt werden. Ich meine, dass wir soziale Medien auf einer viel elementareren Ebene betrachten müssen und überlegen sollten, wie sie die Beziehung des Museums zur Öffentlichkeit verändern können.“

Im besten Falle sind Museen unermesslich reiche Quellen des Wissens sowie Orte der Forschung über die Welt und unser Leben in dieser Welt. Weil diese Themen so umfassend sind, kann man behaupten, dass Museen von der Öffentlichkeit ebenso profitieren wie umgekehrt. Interpretationen sind oftmals von persönlichem Erleben geprägt und es kann für Kuratoren bereichernd sein, etwas über anderer Leute Wissen oder Erfahrungen mit einem Objekt oder einer Sammlung zu erfahren. Beispielsweise habe ich vor kurzem bei einer Wissenschaftsmesse am Pitt Rivers Museum in Oxford anhand einer westafrikanischen Sprechtrommel die Eigenschaften von Tonhöhen im Klang demonstriert, doch ein afrikanischer Messebesucher wusste tatsächlich viel mehr über den ursprünglichen Gebrauch dieser Trommeln als ich.

Mit Blick auf die Entwicklung von Dialogen müssen sich Museen fragen, was sie vom Austausch mit dem Publikum erwarten und was soziale Medien bieten können. „Im besten Falle zielt der Dialog auf die Rekonstruktion des ursprünglichen Kontexts von Sammlungen ab und ermöglicht den Besuchern, neue Bedeutungen und kulturelle Werke zu erschließen und dieses Wissen auf die Zukunft anzuwenden“ sagt Bridget McKenzie, Leiterin von Flow Associates. „Die ultimativen Ziele bewährter Museumsarbeit schließen die weitere soziale oder kulturelle Transformation ein, zum Beispiel die Schaffung einer lernenden Gesellschaft. Dies ist weitaus wichtiger als unternehmerische Ziele, obwohl zusätzliche Boni wie größere Bekanntheit, höhere Besucherzahlen und mehr Unterstützung für die Institution durchaus erzielt werden können.“

McKenzie zufolge gibt es eine Vielzahl verschiedener Online-Interaktionen. Neben „oberflächlichem und fragmentarischem“ Ausprobieren sozialer Medien gibt es auch zielorientiertere, unternehmerisch ausgerichtete Programme, die die Menschen ansprechen, um mehr Eintrittskarten zu verkaufen, mehr Mitglieder zu werben und allgemein die Besucherzahlen zu steigern. Wenn wir einen Bildungsdialog anstreben, kann dies den Austausch bereichern. Traditionelle Informationsmethoden bieten Informationen über Sammlungen, Konzepte und geschichtliche Hintergründe, doch am anderen Ende des Spektrums ist auch transformatives dialogisches Lernen möglich, „das darauf abzielt, durch verschiedene Aktivitäten von Diskussionen über gemeinsame Recherche bis hin zu kreativen Experimenten Fragestellungen zu lösen oder einen gemeinsamen Verständnishorizont zu schaffen“, sagt McKenzie.

Die Tiefe dieser Art von Zielsetzungen hat nichts mehr mit ein paar Frage-und-Antwort-Postings auf einer Facebook-Seite zu tun. Vielmehr entstehen solche Ziele aus der Definition der Rolle, der Absicht und sogar der Betriebsstruktur eines Museums. Unternehmens- und PR-Mitteilungen basieren nicht auf Dialogen, doch effektives transformatives Lernen auf jeden Fall. Die Pflege und Förderung dieser Kommunikationsebene bedarf einer konzertierten Anstrengung, um eine Gesprächskultur unter allen Museumsmitarbeitern zu fördern, nicht nur bei jenen, die das Twitter-Konto betreuen. Doch wie Nina Simon, eine führende amerikanische Museums- und Web 2.0-Beraterin betont, „haben die meisten Museen nicht die Ressourcen oder Konzepte, um einen echten Dialog mit der Öffentlichkeit zu fördern, selbst wenn sie im Social-Media-Land präsent sind.“

Doch die Zahlen sprechen für sich: Die Facebook-Seiten einiger großer Museen haben bereits Zehntausende, wenn nicht gar Hunderttausende “Gefällt mir”-Klicks erhalten. Die wirklich wichtige Frage ist, was man mit diesen „Likes“ anfangen soll. Bacon sieht die Nutzung der sozialen Medien für Dialoge und Diskussionen als einen Schritt zur direkteren Einbettung von Museen in das tägliche Leben.

“Museen haben sich im Laufe der vergangenen zehn Jahre grundlegend verändert, doch ich vermute, dass die meisten Menschen noch immer kaum mehr in ihnen sehen als Orte, an denen man Sachen angucken kann“, sagt sie. „Soziale Medien eignen sich hervorragend, um zu vermitteln, was Museen eigentlich tun und wenn wir zeigen, was hinter den Kulissen geschieht, haben wir viel bessere Möglichkeiten, Museen im Bewusstsein der Allgemeinheit zu verankern. Dies kann wiederum als Plattform für die Entwicklung neuer Zielgruppen, gemeinnütziger Aktivitäten und, was vielleicht derzeit am wichtigsten ist, für politische Aktivitäten dienen. Nichts von alledem setzt einen Dialog zwingend voraus, doch jedes Gespräch, das wir führen können, wird diese neuen Beziehungen gewaltig verbessern und stärken.“

Es versteht sich von selbst, dass für die Entwicklung eines wie auch immer gearteten kontinuierlichen Dialogs Engagement nötig ist und Zeit, Ressourcen und Energie investiert werden müssen. Wenn Museen sich wirklich auf tiefergehende Gespräche einlassen wollen – also etwas, das über einen Online-Veranstaltungskalender, aktuelle Informationen oder Fragen und Antworten von bis zu 140 Zeichen Länge hinausgehen soll - dann kommt zweifellos viel Arbeit auf sie zu.

Erweiterte Realität und Museen


Im Oktober vergangenen Jahres inszenierten ein paar freche New Media-Künstler im New Yorker Museum of Modern Art eine Intervention ganz im Stile des 21. Jahrhunderts. Dabei wurde eine Reihe zusätzlicher Kunstwerke in den Gallerien ausgestellt und eine komplette neue Etage – die siebente – auf das Dach des Museumsgebäudes gesetzt - und all das geschah ohne die Genehmigung der Museumsleitung (zumindest am Anfang).

Falls Sie es noch nicht erraten haben, dieses scheinbar unmögliche Schelmenstück wurde mithilfe von Erweiterter Realität (kurz AR für Augmented Reality) vollbracht, der Einblendung digitaler Elemente bei einer Live-Ansicht eines realen Raumes, beispielsweise bei der Sicht durch ein Smartphone oder ein ähnliches Gerät. Die beiden Künstler waren Sander Veenhof und Mark Skwarek, und die Guerilla-Show mit dem Titel „We AR in MoMA“ wurde im weiteren Rahmen des zu dieser Zeit in New York stattfindenden Conflux-Festivals für partizipatorische Kunst und Technologie konzipiert.

Mit Hilfe des in einem Smartphone installierten Layar-Browsers für erweiterte Realität konnten die Besucher die Gallerien durch die Kamera ihres Smartphones betrachten; das GPS-Lokalisierungssystem und die Internetverbindung ermöglichten zugleich, die virtuelle Kunst über die Größe des Kamerabildes hinaus zu projizieren

Veenhof und Skwarek nutzten das Festival, um die Auswirkungen der AR-Technologie auf öffentliche und private Räume zu hinterfragen und gleichzeitig einige der Grenzen der New Media Art aufzuzeigen. Veenhof zufolge hat das MoMA nicht auf das Event reagiert, obwohl eine große Anzahl an Besuchern die Gallerien offensichtlich durch ihre Handys betrachteten.

“We AR in MoMA“ wurde zwar einem Museum aufgepropft, doch Erweiterte Realität ist etwas, womit Museen und Gallerien selbst langsam zu experimentieren beginnen. Ganz gleich, ob die Kuratoren des MoMA Veenhofs und Skwareks Arbeit als echte künstlerische Intervention werten oder auch nicht, ihr Projekt erlaubt jedenfalls erste Einblicke in die Möglichkeiten der Nutzung in Gallerien, um Besuchern zusätzliche interpretatorische Inhalte anzubieten. AR-basierte Museumsführer bieten gegenüber den traditionellen Audioführern eine neue Dimension, sprechen dabei jedoch jeden Besucher persönlich an. In einem AR-Führer könnte beispielsweise der Künstler „neben“ seinem Werk stehen und den Entstehungsprozess erläutern. Tatsächlich hat der Künstler Jan Rothuizen bereits im Rahmen des ARTours-Programms mit dem Amsterdamer Stedelijk-Museums an einer AR-Ausstellung seiner Arbeiten zusammengearbeitet.

Auch andere kulturelle Einrichtungen beginnen langsam, AR einzusetzen, um digitale Inhalte mit der realen Welt zu verflechten. Eine Reihe früher Experimente in diesem Bereich konzentrierten sich auf städtische Räume und die Verbindung historischer oder geplanter Bauwerke mit einer Live-Ansicht der Stadt. Ein Beispiel für diese Ansätze ist Streetmuseum, die iPhone-App des Museum of London, die dem Nutzer erlaubt, die Museumskollektion archivierter Photographien von London aus der Perspektive ihres momentanen Standorts zu betrachten.

Das Powerhouse Museum im australischen Sydney bietet eine ähnliche AR-basierte mobile Applikation, mit der Bilder der Flickr-Kollektion des Museums gezeichnet und über die Layar-Plattform präsentiert werden. Virtuelle Gebäude sind auch Gegenstand der mobilen Applikation UAR (Urban Augmented Reality) des Architekturinstituts der Niederlande, die von der niederländischen Interaktionsberatung IN10 gestaltet wurde. Bei dieser Anwendung werden Bilder der historischen und zukünftigen Stadtbilder von Amsterdam und Rotterdam eingeblendet. Es gibt sogar eine Layar- Einblendung der Berliner Mauer und ihrer Achtung gebietenden Wachtürme, die die einstige Teilung der heute wiedervereinigte Stadt wiederherstellt.

AR ist zweifellos Sci-Fi-Material, mit dem man viel Spaß haben kann; wie viele andere neuen Technologien ist AR faszinierend und fesselnd. Doch hat es wirklich einen Wert für den Museumssektor oder ist es nur eine Spielerei für’s Handy? Tristan Gooley, der Autor von Natural Navigator, sagte in einem Interview mit BBC Radio 4, dass Technologien trotz unserer besten Absichten zu oft „zwischen uns und dem Erleben stehen“. Dieser Kommentar fiel in einer Diskussion über die geplante Mobilapplikation der Royal Botanic Gardens in Kew; Gooley bezog sich also auf die unmittelbare Wahrnehmung der Natur, ohne einen Bildschirm. Doch ähnliche Einwände könnten auch für Ausstellungsobjekte in einem Museum gelten.

Bereichert AR also das Erlebnis des Museumsbesuchers oder wird es zu einem Erlebnis für sich selbst? Was gewinnen wir, wenn wir auf einem Mobiltelefon eine Montage aus realer und digitaler Welt betrachten – und was verlieren wir? Im Falle der Archivphotographien liegt der Gewinn in einem Blick in die Tiefen der Geschichte, wenn man genau auf dem Fleck steht, von dem aus das Originalbild aufgenommen wurde.

Vielleicht kann AR auch Objekte befreien. Margriet Schavemaker, Sammlungsleiterin des Stedeljik-Museums stellte bei der Tate Handheld Conference im Jahre 2010 fest, dass Objekte in einer Museumssammlung ständig aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen und stattdessen in einem „weißen Würfel“ platziert werden. Doch AR bietet die Möglichkeit, die Zusammenhänge wiederherzustellen. Theoretisch betrachtet könnte die Kollektion des „erweiterten“ Museums geographisch und räumlich grenzenlos sein und Objekte könnten jeweils an den in der Realität relevanten Orten eingeblendet werden.

In diesem Sinne ist AR vielleicht die bislang wertvollste Museumstechnologie. Die Ausstellungsstücke kommen aus der realen Welt und die Museen können sie nur nach und nach indizieren, archivieren, kuratieren und ausstellen. Vielleicht können die gesammelten Objekte mittels AR „in die freie Wildbahn“ zurückversetzt werden, doch mit einer wertvollen Erweiterung – dem Expertenwissen und der Interpretation von Museumsexperten, die diese Objekte studieren und pflegen.

In der Zwischenzeit können Sie die New Media-Künstler im Blick behalten, um sich ein Bild von den künftig zu erwartenden Entwicklungen zu machen. So gibt es dank Veenhof und Skwarek Pläne, bei der Internationalen Kunstausstellung der Biennale von Venedig 2011 einen ganzen Pavillion zusätzlich zu gestalten.

RFID und Museen


Technologien dienen in Museen und Gallerien oft dazu, Momente der Interaktion zu ermöglichen, die den Besucher zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Obkjekt oder der Sammlung animieren. Gleichzeitig können dem Ausstellungsraum durch Soft- und Hardwareeinsatz Theaterelemente und ein Hauch Magie verliehen werden. Doch bei der Auswahl und Entwicklung interaktiver Technologien gilt es, einige Klippen zu umschiffen: Was ist machbar? Ist es finanzierbar? Ist es zuverlässig? Werden die Leute damit umgehen können? Und die wichtigste Frage: Passt es zu Ihrer Ausstellung?

Eine Möglichkeit zur Schaffung von Besucherinteraktionen im Ausstellungsraum ist der Einsatz eines RFID-Systems. RFID steht für Radio Frequency Identification – das mag kompliziert klingen, doch es ist eine simple, relativ kostengünstige und zuverlässige Methode, um Interaktionen zwischen Besuchern und Einrichtungen oder Exponaten zu ermöglichen.

Wenn Sie schon einmal im öffentlichen Nahverkehr Londons eine Oyster Card benutzt haben, haben Sie auch eine RFID-Karte und ein RFID-Lesegerät benutzt. Oyster wird täglich von Tausenden Fahrgästen genutzt; es bietet eine robuste, schnelle und nahtlose Verbindung zwischen dem Benutzerkonto der Fahrgäste und den angeschlossenen Nahverkehrsbetrieben.

Das Schöne an RFID ist, dass es unsichtbar ist. Indem man eine Karte vor ein Lesegerät hält, das in ein anderes Objekt integriert sein kann, entsteht umgehend eine direkte Verbindung zu einer Software, ohne dass der Nutzer dazu weitere Angaben machen müsste. Im Museum können RFID-Etiketten und –Lesegeräte verwendet werden, um zu verfolgen, wie sich einzelne Besucher durch die Ausstellung bewegen, man könnte damit auch Antworten zu themenbezogenen Fragen oder den Punktestand bei interaktiven Spielen aufzeichnen.

Die Ausstellung ‘A’DAM, Mensch & Mode’ des Amsterdams Historisch Museum, , beinhaltete ein RFID-basiertes Element, das den gesamten Ausstellungsraum durchzog. Zu Beginn erstellten die Besucher ein persönliches Profil, das mit ihrer A’DAM ID-Karte verknüpft wurde. An verschiedenen Stationen der Ausstellung wurden mittels dieser RFID-Karte persönliche Vorlieben hinsichtlich Kleidung, Selbstbild und Mode wie z.B. bevorzugte Bier-, Schuh-, Jeans- oder Unterwäschemarken festgehalten.

Wie bei einer Fahrt durch London mit der Oyster Card wurde auch hier jede Station und jede Auswahl gespeichert; am Ende der Ausstellung wurde anhand dieser Daten ein Profil erstellt, das das Selbstbild des Teilnehmers im Vergleich zu dem anderer Besucher zeigte. Wie das Museum sagt, „wurden die Besucher selbst Teil der Ausstellung“.

Das A’DAM ID-Konzept wurde in einem Workshop entwickelt, in dem die Kuratoren, Graphikdesigner und Museumspädagogen des Museums mit der Design-Gruppe Buro Koos zusammenarbeiteten. Wie Hester Gersonius, die Beauftragte für soziale Medien und Web des Museums sagte, gab es eine Reihe Elemente, die alle in die Ausstellung integrieren wollten, wie zum Beispiel einen persönlichen „Fragebogen“, ein Photo, ein Teilnehmerprofil und etwas, das die Besucher nach ihrem Ausstellungsbesuch per E-Mail erhalten würden.

„Wir haben das RFID-System als einen Prototyp-Test für künftige Ausstellungen eingesetzt“, sagt Gersonius. „Wir haben daraus gelernt, dass wir die Dinge sehr simpel gestalten müssen, damit die Leute sie verstehen – zum Beispiel haben manche Besucher ihre Karten vor die Bildschirme mit den Anweisungen gehalten, statt vor die Säulen, in denen sich die Lesegeräte befanden. Doch die Leute haben sich jetzt daran gewöhnt; ich denke, dass sie bei künftigen Ausstellungen etwas Ähnliches erwarten. Wir haben in die Hardware investiert und werden sie in unserer kommenden Dauerausstellung weiterverwenden.“

Auf ähnliche Weise wurde RFID in ‘Science of Survival’, einer von ‚The Science of …‘ organisierten Wanderausstellung eingesetzt. Hier konnten die Besucher an verschiedenen Ausstellungsstationen unter verschiedenen Lebensgewohnheiten hinsichtlich Essen und Trinken, Verkehrsmittel und Gebäuden wählen. Auch hier wurden alle Entscheidungen aufgezeichnet und flossen in die abschließende Darstellung, „Future City“ ein, die die Umweltfolgen des jeweiligen Lebensstils im Jahre 2050 aufzeigt.

In beiden oben genannten Beispielen dienten RFID-Karten und –Leser dazu, Besucherantworten auf unkomplizierte Weise in den Ausstellungsinhalt zu integrieren. Dies und die thematische Verknüpfung zwischen verschiedenen Ausstellungsbereichen fördert die kognitive Interaktion mit den Konzepten und Ideen der Ausstellung.

Dieselben Informationen hätten auch mit anderen Dateneingabetechniken wie Maus und Tastatur, Schaltflächen, berührungsempfindlichen Bildschirmen oder Strichcode-Scannern erhoben werden können, doch für eine einfache Sammlung von Antworten ist RFID wahrscheinlich die eleganteste Methode. Ein weiterer Vorteil für das Museum ist, dass Nutzungsmuster wie die Verweildauer an einer Ausstellungsstation mit RFID-Lesern anonymisiert und dennoch personalisiert erfasst und ausgewertet werden können. Nach einem ähnlichen Prinzip können Besucher der British Music Experience bei O2 in London mithilfe des RFID-Etiketts in ihren Eintrittskarten Ausstellungsstücke „sammeln“, die sie interessieren und sie nach ihrem Besuch in Ruhe zuhause online ansehen.

Nicht zuletzt sprechen auch die vergleichsweise geringen Kosten für die RFID-Technologie, besonders, wenn man die Karten in großen Mengen kauft. Der Leseabstand der Karten und Geräte variiert, wobei die kürzeste Reichweite auch meist am günstigsten ist. Es lohnt sich also, bei der Auswahl der Ausrüstung etwas Aufwand zu betreiben, um genau das zu bekommen, was Sie für Ihre Ausstellung brauchen.

Der Zauber von RFID kommt jedoch erst richtig zur Geltung, wenn die Lesegeräte in (oder nahe bei) anderen Objekten integriert werden. Ein schönes Beispiel ist iTea, ein Teetassen-Lesegerät, das von einem Designer- und Programmierteam aus Amsterdam in einem von Mediamatic veranstalteten Workshop entwickelt wurde. Wenn Sie Ihre ID-Karte in die Tasse fallen lassen, werden Informationen über Sie aus dem Internet auf die Tischplatte projiziert.

Ein ‘verstecktes’ RFID-System, dessen interaktive Technologie von der US-amerikanischen Design-Firma Small gestaltet wurde, wird auch bei der Ausstellung des Friedensnobelpreis-Zentrums im norwegischen Oslo eingesetzt. In der Mitte der Nobel-Kammer befindet sich ein „Buch“ über das Leben von Alfred Nobel, dessen Seiten mithilfe von Projektionen geschaffen werden. Infrarot-Sensoren stellen fest, auf welche Stelle der Seite die Besucher zeigen. Die in die Seiten integrierten RFID-Chips übermitteln an den Computer, welche Seite „geöffnet“ ist und daher projiziert werden muss.

Für alle in Museen eingesetzten Technologien gilt, dass die Ziele und Erfordernisse, der Inhalt, die Exponate und Geschichten, die budgetären Bedingungen, Designpläne und die räumliche Umgebung der Ausstellung vorgeben, inwieweit ein interaktiver Ansatz angemessen ist und welche Methode geeignet ist. Doch wie diese Beispiele zeigen, kann RFID eine einfache und oft faszinierende Schnittstelle zwischen den Menschen und digitalen Installationen bieten.

Gemeinsame Nutzung von Materialien in sozialen Netzwerken


Internetbasierte sozialeNetzwerke wie Facebook oder Twitter vernetzen im Prinzip Einzelpersonen miteinander. Unternehmen und Kulturbetriebe versuchen wohl, diese Netzwerke für Marketingzwecke zu nutzen, doch da sie mit den neuen Medien genauso umgehen wie mit den alten, schöpfen die wenigsten ihr Potential voll aus. In der realen Welt teilen die Menschen einander ihre Ansichten über ihre Umwelt mit und diese Konversationen haben einen großen Einfluss auf unsere Kaufentscheidungen oder die Art, wie wir unsere Freizeit verbringen.

Untersuchungen haben ergeben, dass Empfehlungen von Freunden mehr bewirken als Fernseh- und Radiowerbung; das Gleiche gilt für soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter.

Persönliche Empfehlungen sind natürlich nichts Neues; Wenn mir vor zehn Jahren eine Ausstellung oder Veranstaltung gefallen hat, habe ich wohl einer Handvoll Leuten davon erzählt, doch die sozialen Medien verstärken die Wirkung des „Mundpropaganda“-Marketing. Statt jedem Einzelnen von meinen Eindrücken zu berichten, kann ich mit einem Klick Hunderte oder auchTausende erreichen.

Ich meine, dass Kulturbetriebe ihren Umgang mit sozialen Medien überdenken müssen; die Frage “Was wollen wir sagen?” sollte durch ein „Wie bekommen wir die Leute dazu, über uns zu reden?“ ersetzt werden.

Sie können den Menschen auf vielerlei Art Gelegenheit geben, Sie zu empfehlen oder über Ihre Kultureinrichtung zu sprechen.

Empfehlungen per “Gefällt mir”-Button

Mit der Möglichkeit, Dokumente gemeinsam zu nutzen, machen Facebook und andere soziale Netzwerke es ihren Nutzern leicht, Freunde auf Dinge aufmerksam zu machen, die sie interessieren

Diese “Share-Buttons” können mittels eines simplen einzeiligen Codes auf jeder Seite Ihrer Website integriert werden; wird der Button angeklickt, erscheint ein Link zu dieser Seite im entsprechenden sozialen Netzwerk, so dass die Freunde des Nutzers darauf zugreifen können.

Ein durchschnittliches Facebook-Mitglied hat 130 Freunde, doch Untersuchungen haben gezeigt, dass Leute, die Facebook-“’Like”-Buttons anklicken, im Durchschnitt doppelt soviele Freunde im sozialen Netzwerk haben.

Ich glaube, dass diese Technologie letztendlich nicht auf das Internet begrenzt bleiben wird; beispielsweise könnte in Museen ein Like-Button neben Gemälden angebracht sein, und wenn Besucher ihr Smartphone darauf richten, erscheint augenblicklich ein Link auf ihrer Facebook-Pinnwand.

Bitten Sie Leute um Bewertungen

Das Tate nutzt unter anderem einen Bewertungsabschnitt auf seiner Facebook-Seite, um die Menschen zu Kommentaren über die Ausstellungen zu animieren. Da sich hier reale Personen austauschen und ihre Erfahrungen mitteilen, ist dies eine unglaublich wirkungsvolle Werbung für das TATE und seine Ausstellungen. Die kostenlose Facebook-App namens ‚Reviews‘, die dasTATE benutzt, um diese Funktionalität auf seiner Facebook-Seite zu ermöglichen, kann jedes Museum in wenigen Minuten auf der eigenen Seite integrieren.

Wenn Sie sich für eine Bewertungsfunktion auf Ihrer Facebook-Seite entscheiden, sollten Sie auch überlegen, auf welche Weise Sie Ihre Nutzer darüber informieren. Sie könnten Plakate in Ihren Räumen aufhängen, um Ihre Besucher wissen zu lassen, dass Sie sich über ihre Bewertung freuen würden; Sie könnten aber auch beim Verkauf der Eintrittskarten nach E-Mail-Adressen fragen und Ihre Besucher am nächsten Tag per E-Mail um eine Rückmeldung bitten.

Nehmen Sie einen Untermieter auf

Eine weitere interessante Methode, um Menschen zur Weitergabe ihrer Erfahrungen mit einem Kulturbetrieb zu bewegen, besteht darin, jemanden einzuladen, in dieser Kultureinrichtung zu wohnen. Das Museum of Science and Industry in Chicago hat dies in Form eines Wettbewerbs für ein einmonatiges Wohnrecht im Museum umgesetzt. Unter den rund 1500 Bewerbungen für dieses Projekt entschied sich das Museum für eine Frau namens Kate als Gewinnerin.

Kate führte Experimente durch, sprach mit Besuchern und ließ die Öffentlichkeit über Blogeinträge, Videos und Twitter-Mitteilungen an ihren Erfahrungen teilhaben. Da diese Äußerungen in sozialen Medien von jemandem stammten, der nicht direkt zum Museum gehörte, wirkten sie authentischer, als wenn die Museumsmitarbeiter sie selbst geschrieben hätten.

In diesem Falle war es ein Museum, das einen “Untermieter” aufgenommen hat, doch ich könnte mir vorstellen, dass dieser Ansatz auch bei anderen Kulturbetrieben funktionieren könnte, beispielsweise könnte ein Theater-Enthusiast die Öffentlichkeit an seinem Blick hinter die Kulissen während der Proben für ein neues Stück teilhaben lassen.

Behandeln Sie Blogger wie Rockstars

Man muss natürlich nicht gleich so weit gehen, Menschen in Ihren Ausstellungsräumen kampieren zu lassen, damit sie über Ihre Einrichtung schreiben; es genügt, auf Blogger zuzugehen.

Es wird zusehends alltäglicher, mit Bloggern zu arbeiten. Es ist ein bisschen Recherche notwendig, um eine „Presseliste“ der Blogger zusammenzustellen, die entweder in Ihrer Region oder in Ihrem Fachbereich Rang und Namen haben, doch die Ergebnisse dieser Mühe können beeindruckend sein.

Für eine Ausstellung, die ich vor zwei Jahren entwickelt habe, habe ich mit vier oder fünf Bloggern Kontakt aufgenommen. Zusammengenommen hatten sie täglich über 100.000 Leser und es handelte sich dabei um ein sehr spezifisches Publikum, Leute, die sich für das Thema meiner Ausstellung interessierten.

Sobald Sie wissen, welche Blogger für Ihre Einrichtung nützlich sein können, laden Sie sie zu Pressevorschauen ein und stellen ihnen Photomaterial zur Illustration ihrer Artikel zur Verfügung, um sie zu ermutigen, über Ihre Ausstellungen, Veranstaltungen oder Vorstellungen zu schreiben.

Fazit

Ihr Umgang mit sozialen Medien sollte sich nicht darauf beschränken, was Sie sagen wollen, Sie sollten vielmehr kontinuierlich nach Gelegenheiten Ausschau halten, um andere dazu zu bewegen, über Sie zu reden.

Die Kernfrage lautet, wie können Sie soziale Medien einsetzen, um die Leute dazu zu bewegen, über Ihre Ausstellung, Aufführungen oder Veranstaltungen zu sprechen?